Für das Jahr 2018 meldeten die Banken in Luxemburg einen Nettoprofit von 3,609 Milliarden Euro. Das waren 3 Prozent weniger als ein Jahr zuvor, aber zum Beispiel deutlich mehr als
im »Krisenjahr« 2011, als »nur« 2,5 Milliarden Nettoprofit erzielt und an eine kleine Minorität von Aktionären verteilt wurde.
Auch die Banken, bei denen die ganz normalen Lohnabhängigen und Rentner ihr gespartes Geld hinterlegen, machen noch immer satte Profite. Das gilt nicht zuletzt auch für die drei
Banken – Spuerkees, BGL BNP Paribas und BIL – die 90 Prozent aller Spareinlagen in Luxemburg verwalten und 80 Prozent aller Kredite an die hiesige Wirtschaft vergeben.
Dennoch tun sie in der Öffentlichkeit so, als müssten sie wegen des Einbruchs des Zinsgeschäftes, niedrigeren Dividendeneinnahmen, teuren Arbeitskräften, hohen Ausgaben für die
Digitalisierung, wachsenden Allgemeinkosten und rückläufigen Gewinnmargen am Hungertuch nagen. Aber die gut bezahlten Manager und ihre Wasserschlepper – unabhängig davon, ob sie
aus einer Privatbank oder einer staatlich kontrollierten Bank kommen – biegen sich die Wahrheit so zurecht, wie sie den Interessen der Aktionäre, für die sie Shareholder value
schaffen müssen, am besten dienlich ist.
Das hilft ihnen Sparmaßnahmen und Preiserhöhungen für Dienstleistungen, die auf dem Buckel der Kunden erfolgen, zu rechtfertigen und als unumgänglich darzustellen, was gerne von
der staatstragenden Presse aufgegriffen und verbreitet wird. Etwa nach dem Motto: »Auch eine staatliche Bank ist trotz ihres gesetzlich verankerten öffentlichen Auftrags keine
Wohlfahrtsorganisation.« (»Luxemburger Wort« vom 20. Februar 2020)
Die Rede geht natürlich von der Staatsbank und Sparkasse BCEE, die ihr Eigenkapital über Hunderte von Millionen Euro aufstockte, aber über einen niedrigeren Nettogewinn jammert
und nun Sparmaßnahmen ergreift, von denen die BCEE-Chefin behauptet, es seien gar keine Sparmaßnahmen. Doch was soll die Schließung von weiteren elf Agenturen anderes sein?
Nun ist die BCEE nicht die einzige Bank in Luxemburg und Umgebung, die angesichts des unerbittlichen Zwangs der Kapitalverwertung Zweigstellen schließt und gleichzeitig, um zu
sparen, eine Nachfrage weckt, um Käufer für immer neue »Finanzprodukte« zu finden und auf der Jagd nach Maximalprofiten alle Register zieht, um die Ausgaben im Kundenbereich auf
ein Minimum zu reduzieren.
Eine dieser Maßnahmen ist das Onlinebanking, das nicht als zusätzliches Kundenangebot gedacht ist, sondern den Lohnabhängigen und Rentnern ohne Rücksicht auf Verluste aufgedrängt
werden soll, was dazu führt, dass mit jeder geschlossenen Filiale die Abhängigkeit der Kunden vom Onlinebanking zunimmt und die sozialen Strukturen in den Gemeinden erschüttert
werden.
Wer das kritisiert, wird als Ewiggestriger und Onlinemuffel hingestellt, der sich dem technischen Fortschritt versagt. Aber das ist Propaganda, die geschickt von den Denkfabriken
des Kapitals entwickelt und ihren Relaisstationen auf den verschiedenen gesellschaftlichen Ebenen verbreitet wird, nach dem Motto: Das ist sowieso nicht zu ändern.
Das ist eine Lüge, die einzig und allein darauf abzielt, die Bedürfnisse der Kunden, wenn sie nicht ins Bild der Profitstrategie passen, in Abrede zu stellen und vorsätzlich zu
mißachten, Resignation zu verbreiten und Widerstand gegen die Schließung von Bank-, Sparkassen- und Postfilialen, der sich geradezu aufdrängt, schon im Keim zu ersticken.
Ob das gelingt, hängt von uns allen ab.
Ali Ruckert